Der schrecklichste Moment, den ich in meinem ganzen Leben erlebt habe, war im Januar 2016. Ein Arzt sitzt mit uns in einem Besprechungsraum. Unten auf der Intensivstation. Der Raum ist klein, in weiß gehalten. Wir schauen auf eine Wand, die mit einer Dünenlandschaft tapeziert ist. Das Bild ist schön. Wir sitzen. Eine Taschentücherbox steht auf dem Tisch. Es fühlt sich an, als wären wir im Himmel.
Wir wissen warum wir hier sitzen. Es geht um die Transplantation.
Aufklärungsgespräch wird es genannt, glaube ich. Ich weiß es nicht mehr genau.
Okay.
Es wird sein müssen, gut.
Ich denke, dass mein Kind ein Herz bekommt und dann groß und stark und alt wird.
Groß und stark, ja.
Aber dann sagt der Arzt, dass ein Spenderherz im Durchschnitt 10-15 Jahre hält.
Alles was jetzt noch gesagt wird, höre ich nicht. Ich habe nur einen Gedanken im Kopf. Er kann mir doch heute nicht sagen, dass mein Kind vor mir sterben wird.
Das geht nicht.
Das ist inakzeptabel.
Ich stehe auf, ich muss hier raus. Vor der Tür heule ich, ich weiß nicht wie lange.
Dann atme ich tief durch, wisch mir die Tränen ab und gehe zurück, ans Bett meines Kindes.
Es wird noch weitere fünf Wochen schlafen….