Wie geht es Freunden und Bekannten? Wie gehen sie mit dem Umstand um, dass die Freundin/der Freund, Arbeitskollegin/ Arbeitskollege und/ oder Bekannte/r nicht mehr da ist? In einer unvorstellbaren Situation lebt?
Was soll man sagen? Was kann man sagen? Was darf gesagt oder gefragt werden?
„Ich fühle mich so hilflos!“
Viele haben mir das gesagt oder geschrieben.
Anfangs haben viele häufig gefragt.
Einige, von denen ich es nicht erwartet habe, melden sich nicht mehr. Einige, so scheint es mir haben gefragt, damit sie was zu erzählen hatten… Andere wiederum sind treu an unserer Seite, von Anfang an. Und ganz Andere melden sich und nehmen richtig Anteil, von denen ich es gar nicht erwartet habe.
Aufmunternde Worte und Floskeln wie „Das wird schon.“, „Dein Kind ist stark.“, „Nur starke Eltern bekommen solche Kinder.“ usw. helfen nicht.
Wer bitte schön will hören, dass man besonders stark ist und deswegen ein besonderes krankes Kind hat oder haben kann? Ich jedenfalls nicht. Wenn es so wäre, wäre ich lieber schwach und hätte ein gesundes Kind….
Ich hatte auch nicht immer die Kraft, zu antworten, habe mich nicht zurück gemeldet. Ich melde mich, wenn ich es schaffe.
Das Gefühl, dass es da draußen Menschen gibt, die für mich da sind, egal wann, das ist hilfreich. Das Gefühl, dass ich mich nicht ständig melden muss, sondern dann melde, wenn ich Energie und Zeit dafür habe, das hilft. Und dass es mir nicht übel genommen wird, wenn ich mich nicht melde oder sofort antworte. Meine Gesprächsthemen sind stark begrenzt, ich lebe in einem kleinen Kosmos. Sprechen kann ich über das Krankenhaus, Leben und Tod. Das ist gerade meine Realität. Ich bekomme von der anderen Realität auch fast nichts mit.
Ich höre öfter: „Im Vergleich zu dir sind meine Sorgen Peanuts.“ Auch so ein Satz, den ich nicht mehr hören kann… bevor mir das hier passiert ist, habe ich auch über dies und das „gejammert“, war der „normale“ Alltag der „normale Wahnsinn“.
Peanuts!? Dann wird mir bis zum Ende meines Lebens niemand mehr was erzählen….
Ein Freund hat mir nicht erzählt, dass er Vater geworden ist. Weil sein Kind gesund ist. Hört auf damit, lasst mich teilhaben an eurem Leben und an dem was euch beschäftigt. Ich kenne meine Grenzen, ich passe auf mich auf und sage Bescheid, wenn es mir wirklich zu viel werden sollte. Was also soll oder könnt ihr sagen?
Ich denke an euch oder haltet durch – das tut gut. Wenn ihr mit meiner Situation nicht umgehen könnt, wendet euch bitte nicht ab, sagt es. Es ist okay. Seid ehrlich, ich bin es auch.
Mit dem Gefühl, das mir meine Freunde und auch Bekannte vermitteln, habe ich alles im Gepäck was ich brauche. Es begleitet mich auf meinem Weg. Ich danke euch dafür.