Die da draußen

Nichts ist furchtbarer, als die mitleidigen, ängstlichen und hilflosen, verstohlenen Blicke. Das Murmeln hinter versteckten Mündern, das Starren oder das Stöhnende:“oh Gott, wie furchtbar“ … es kann Angst machen, ja, weil ihr es nicht versteht, weil ihr euch nicht traut nachzufragen.

Als ich das erste Mal in meinem Leben ein Kunstherz, ein Berlin Heart gesehen habe, war ich schockiert. Es ist unvorstellbar, dass ein Mensch an dieser Maschine lebt, Technik im Körper durch Schläuche aus dem Körper an eine Maschine, an eine Art kleinen Kühlschrank, angeschlossen ist. Die Länge der Verbindung von Körper bis zum Kunstherz beträgt ca 2m, das Stromkabel vom Kunstherz zur Steckdose vielleicht 4m. Ende. Akkulaufzeit maximal 30min. Der Pumpenkopf, quasi Herzersatz ist von außen sichtbar, das rote Blut wird dadurch gepumpt. Die Pumpe ist laut, permanent, immer, 24h lang. Die Alarmsignale sind gellend laut. Wir werden gehört, lange bevor man uns sieht. Immer.
Ein Spaziergang durch das Krankenhaus gleicht einem Zoobesuch, mit dem Unterschied, dass wir die Exoten sind, die sich ausstellen, ob wir wollen oder nicht.
Irgendwann sehe ich die Blicke nicht mehr. Ich lächle jeden fröhlich an, der uns entgegen kommt und grüße.
Das habe ich früher auch gemacht. Jetzt erst recht.

Bis auf die, die versteinert starren, lächeln alle zurück. Inzwischen kennt man uns hier.