Genervt

An der Tankstelle stehe ich an der Kasse an, um zu bezahlen.
Vor mir steht eine junge Frau, sie wartet ebenfalls.
Eine weitere Frau wird gerade bedient, ich schätze sie auf Mitte 50.
Sie hat eine herbe, dunkle Stimme.
Sie möchte eine Zeitschrift und Kaffee bezahlen, fragt noch nach einem bestimmten Tabak.
Die Kassiererin tippt etwas ein, dann will sie den Tabak holen.
Die Frau beugt sich weit über die Theke. Sie entdeckt den Tabak und fängt an, sich über die Fotos auf den Verpackungen zu beschweren.
Sie müsse sich wieder Aufkleber darüber kleben.
Sie dreht sich zu der jungen Frau und mir um, spricht in unsere Richtung:
„Wer will diese Bilder schon sehen? Sieht doch unästhetisch aus. Ich klebe da wirklich etwas drüber.“
Die junge Frau blickt unsicher zu mir.
Ich bin schon jetzt genervt.
Sage nichts.
Schaue geradeaus.
Tausend Sachen schwirren durch meinen Kopf.
Sag einfach nichts, flüstert meine innere Stimme mir zu.
Die Tabakfrau wettert weiter:
„Gib mir nicht die Packung mit der Lunge, das ist ja nicht schön. Gib mir die Packung dahinter. Was ist das? Ja, die mit dem Schnuller.“
Sie dreht sich erneut zu uns um.
„Warum machen die das nur? Ich höre davon nicht auf, zu rauchen. Sieht doch nur schlimm aus.“
Sie setzt wieder an…
Ich sage ihr ruhig und höflich, dass ich an einer Unterhaltung nicht interessiert bin.
Die junge Frau vor mir wirkt nervös.
Die Tabakfrau schaut mich starr an. Jetzt wettert sie auf mich ein.
Wie ich so unfreundlich sein könne. Sie habe doch nur eine kleine Frage gestellt.
Sie sucht Unterstützung bei der jungen Frau vor mir. Die schaut zur Kassiererin.
Innerlich koche ich, schaue der Tabakfrau in die Augen.
Halte inne.
Sie ist es nicht wert.
Sie hat meine Energie nicht verdient. Die gehört meinen Kindern.
Fast tut sie mir ein wenig leid.
Sie sieht alt und verbraucht aus.
Wer weiß, welches Päckchen sie zu tragen hat.
Massig Intelligenz kann es nicht sein.
Ich sage erneut ruhig aber bestimmt, dass ich weder indirekt von der Seite angesprochen werden möchte noch an einer Unterhaltung interessiert bin.
Die Tabaklady grunzt, dreht sich um, bezahlt, meckert weiter, spricht aber zur Kassiererin.
Die junge Frau vor mir nickt mir zu.
Ich bin müde.
Die junge Frau kauft ebenfalls Zigaretten.
Die Lunge schreckt sie nicht ab.
Gemeiner Weise aber pragmatisch denke ich, dass Raucherlungen nicht transplantiert werden, aber die übrigen Organe einigen Menschen das Leben retten könnten.

Herzlich Willkommen in meinem Leben.
In meinem Kosmos.
Mein Denken dreht sich um Organe, Organspende und Transplantation.
Ach scheiße.
Auf dem Weg zum Auto murrt mir die Tabakfrau noch etwas zu.
Ich verstehe es nicht.
Interessiert mich auch nicht.

Es gibt sie, die Leute, die nur auf sich schauen können und der Meinung sind, dass sie immer recht haben.

Für die habe ich keine Energie (mehr) übrig.
Die haben oft nichts für klare Worte übrig.