Das Glas ist halbvoll

Gestern hatte ich einen wunderschönen Tag und Abend.
Mit neuen Kostümierungen, Musik, Tanz und lautem Gesang sind wir erneut durch das Krankenhaus gezogen.
Mein Kind hat später noch wie ein Weltmeister experimentiert.
Das war ein großer Spaß.
Mein Kind ist heute richtig gut drauf.
Ich bin es dann umso mehr.

Mein Abend klang bei einer Freundin aus.
Ich habe sie im letzten Jahr als eine neue Lehrerin für mein Kind kennengelernt.
Heute sind wir Freundinnen.
Es ist der zweite Abend dieser Art.
Sie hat für mich gekocht.
Es gibt ein Glas Wein.
Wir sprechen über Gott und die Welt, mein Kind, mein Leben hier.
Und über sie und ihr Leben.
Sie dachte, sie habe immer Glück.
Vor vierJahren starb ihr Mann innerhalb weniger Wochen.
Die größte Arschkarte von Allen.
Wir sprechen über unsere Geheimnisse.
Wie wir es schaffen, nicht aufzugeben.
Wie demütig und dankbar uns unser Leben macht.
„Man muss lassen und loslassen können“, sagt sie.
Das klingt so einfach und ist doch so schwer.
Wenn man liebt.
Wir lachen viel.
Mal wieder denke ich, dass mir bei diesem ganzen Scheiß auch viel Schönes passiert.
Ich bin glücklich, dass ich es sehen kann.
Nur so funktioniert es.
„Irgendwann ist das Glas wieder halb voll“, sagt sie.
Auch wenn man zwischenzeitlich nicht mehr daran glaubt.