Deja vu

Insgesamt wirkt mein Kind weniger gut belastbar.
Der Professor veranlasst, dass ein Ultraschall gemacht wird.
Letzte Woche war alles unverändert.
Mein Kind liegt auf der Liege, ich sitze davor.
Der Ultraschall läuft.
Ich schaue auf den Monitor.
Es sieht anders aus.
Eine fast unbemerkbare Geste von Arzt zu Arzt.
Ich registriere sie dennoch.
Ein kurzer Blick.
Ich kenne das.
Deja vu.
Das bedeutet nichts Gutes.
Angst kriecht in mir hoch.
Die rechte Kammer ist deutlich undichter.
Aszitis.
Der Arzt kommt später zu mir.
Wir stehen auf dem Flur.
Ich weiß, dass etwas nicht stimmt.
Ich will nicht, dass mein Kind es hört.
Das Herz, insbesondere die rechte Kammer muss entlastet werden.
Ein Zugang muss gelegt werden.
Dobutamin.
Scheiße.
Das entwässernde Medikament wird höher dosiert.
Tränen steigen in mir hoch.
Ich versuche mich zusammenzureißen.
Es gelingt mir nur bedingt.
Ich will keine schlechten Nachrichten mehr.
Es reicht an scheiß Nachrichten.
Der Arzt geht.
Immerhin scheint es noch nicht dramatisch zu sein.
Kein weiteres Unterstützungssystem.
Das sei der worst case.
Ich bin ein gebranntes Kind.
Mein Kind ist es.
Wir hatten zu viel Scheiß.

Ich stehe auf dem Flur.
Kämpfe mit den Tränen.
Ein Mitarbeiter nimmt mich kurz in den Arm.
Das tut gut.
Es geht schon.

Ich gehe wieder ins Zimmer.
Eine Schwester kommt hinterher.
Will nach mir schauen.
Will nicht, dass ich allein bin.
Sehr lieb.
Wir haben Besuch.
Unsere transplantierte Freundin ist da.
Das ist schön.
Wir quatschen.

Das Legen der Zugänge klappt nicht.
Es braucht drei Anläufe.
Mein Kind ist überglücklich als es klappt.
Ich habe noch immer Angst.
Ich wünsche mir, dass das Medikament schnell hilft und zügig wieder abgesetzt werden kann.
Und ich wünsche mir, dass das Herz für mein Kind endlich kommt.