Das Wetter wird besser.
Die Saison beginnt, höre ich es an jeder Ecke.
Welche Saison?
Die Motorradsaison.
Das ist gut, höre ich.
Da passieren Unfälle.
In der Zeit werden mehr Herzen transplantiert.
Erwachsene.
Es ist schon erstaunlich, wie sich Blickwinkel verändern.
Und wieder ist da dieser Zwiespalt.
Niemand soll einen Unfall haben.
Und hoffe ich nicht insgeheim doch, dass es passiert?
Nicht wirklich.
Und irgendwie doch.
Ich spüre ein Stechen in mir.
Fühle mich schlecht, weil ich mich von diesen Gedanken nicht frei sprechen kann.
Man denkt so etwas nicht.
Und doch denke ich manchmal so.
Ich bin hier nicht die Einzige.
Aber kaum einer wagt es auszusprechen.
Kein Erwachsener soll verunfallen.
Kein Kind soll für Meins sterben.
Das wird es auch nicht.
Es stirbt kein Kind für Meins.
Ein Kind wird sterben, weil man ihm nicht mehr helfen kann.
Ärzte und Ärztinnen werden Nichts unversucht lassen.
Immer wird versucht, jedes Leben zu retten.
Eltern werden einen, wenn nicht sogar den schlimmsten Tag in ihrem Leben erleben.
Sie werden einer Organspende zustimmen.
Und ein Teil ihres Kindes wird in meinem Kind weiterleben.
Mein Kind „herzgesund“ machen.
Und unser Leben wird weitergehen können.
Darauf freuen wir uns.
Und gleichzeitig beschämt es mich.
Was ist das für ein Wahnsinn?
Atmen.
Tief.
Diese Gedanken wiegen so schwer.
Mein Partner spart seit zwei Jahren für ein Motorrad.
Ich sage, spare ruhig.
Am Ende fahren wir von dem Geld in den Urlaub.
Ein Motorrad gibt es nicht.
Die Kinder sind klein.
Ja, ja sagt er dann.
Ich weiß, was das bedeutet…
Heute bin ich noch mehr dagegen.
Wohlwissend, dass jedem von uns immer und überall etwas passieren könnte.
Sparen will und muss er noch zwei Jahre.
Malediven wir kommen!
Oder Bali, Sardinien, Spanien oder Nordsee.
Egal.
Hauptsache Meer.