Schach

Ab heute werden meinem Kind keine Antibiotika mehr gegeben.
Auch nicht die Medikamente gegen die Sepsis.
Die Zeit, in denen Alles wirken konnte ist sogar schon überschritten.
Jetzt richten sie womöglich mehr Schaden an, als dass sie noch helfen.
Die Nieren arbeiten noch immer nicht.
Und eigentlich ist klar, wohin unsere Reise geht.
Wenn kein Wunder mehr geschieht.
Es ist eine unwirkliche Zeit.
Und doch erlebe ich sie.
Bin mitten drin.
Bin traurig.
Erschöpft.
Hoffnungsvoll.
Hoffnungslos.
Stark.
Schwach.
Will mein Kind nicht verlieren.
Ich will, dass Alles wird wie es war.
Wenn ich mein Kind sehe, weiß ich, dass mein Kind nie mehr sein wird wie es war.
Mit der Sepsis, der Dialyse, der angegriffenen Leber, der Imunsupression und den anderen, kleineren und größeren Baustellen, wird Nichts mehr wie es war.
Mein Kind will so sein wie alle anderen Kinder.
Das wird es nicht.
Vielleicht und sehr wahrscheinlich wird unsere Reise hier zu Ende gehen.
Wird mein Kind sterben.
Kein ‚Happy End‘.
Es gibt Momente, da will ich nur noch, dass es aufhört.
Und dann will ich, dass es nie zu Ende geht.
Die Strohhälmchen werden keine Halme.
Sie fangen an zu brechen.
Jeden Tag ein kleines bisschen mehr.
Eine Scheiße ist das.
Eine Gemeinheit.
Und Ungerechtigkeit.
Ich kann es nicht aufhalten.
Ich kann mein Kind nicht retten.
Ich kann da sein.
Und jeden Augenblick ganz bewusst erleben.
Das ist schön.
Und grauenvoll.