Wie ist es, zu wissen, dass das eigene Kind sterben wird?
Erlebt zu haben, wie andere Kinder sterben war furchtbar.
Der kleine Zwilling.
Der kleine Pirat.
Enno.
Es ist unvorstellbar.
Mein Kind liegt im Bett, sieht heute richtig gut aus.
Klare Augen, kleine Pupillen, rosige Haut.
Bewegung im ganzen Körper.
Leben.
Ich lausche den Atemzügen.
Ich kann mir nicht vorstellen, sie nicht mehr zu hören.
Die warme Haut zu spüren.
Ein Bett ist ab heute für uns im Zimmer.
Heute gibt es einen Männerabend.
Mein Partner schläft im Krankenhaus.
Morgen bleibe ich bei meinem Kind.
Wir lassen unser Kind nicht allein.
Es ist schön, dass wir diese Möglichkeit bekommen.
Es ist schön, dass wir hier so herzlich begleitet werden.
In der Pfarrerin habe ich zudem eine wertvolle Begleiterin gefunden.
Nicht auf der kirchlichen Ebene, aber auf der menschlichen.
Das Thema „Glauben“ ist für mich schwierig geworden.
Ich frage mich, wie man sich verabschiedet, wenn ich mich gar nicht verabschieden will.
Es ist die größte Arschkarte von Allen.
Den Geschwistern erklären was passieren kann und wird, ist auch eine Arschkarte und genau so schrecklich.
Eines jedoch ist sicher.
Ich bringe mein Kind ans Meer.
Wenn mein Kind stirbt, wird es eine Seebestattung geben.
Kein Kasten.
Keine Schläuche.
Frei sein soll mein Kind.
Dahin fliegen wo immer es will.
An jedes Meer.
An jedes Land.
Mit dem Meer und dem Wind und im Herzen werden wir für immer verbunden sein.
Für immer.
Und bis dahin atme ich den Duft meines Kindes, streichle die zarte Haut, küsse und kuschel ich soviel ich kann.
Bin ich dankbar für jede Stunde, jeden Tag.
Wie ist es also, zu wissen, dass das eigene Kind sterben wird?
Es ist traurig.
Schmerzhaft.
Aber solange mein Kind lebt, ist es auch
ein bißchen wie immer.
Jeden Tag machen wir zu unserem Schönsten.
Es ist verrückt.