Freunde für’s Leben

Der Weg zur Schule fühlt sich nicht schwer an.
„Ob wir wohl direkt weinen?“, fragt mein Partner.
„Nein“,sage ich.
Ich öffne die Tür der Klasse 3a und sofort laufen mir beim Anblick der Kinder die Tränen.
Freunde meines Kindes kommen.
Wir nehmen uns in den Arm.
Ein schönes Gefühl.
Tröstend.
Wir sitzen im Erzählkreis.
Mein Kind ist bei den Kindern so präsent, als sei es nie weg gewesen.
So war es die ganze Zeit über, erfahren wir von der Klassenlehrerin.
Ich erzähle vom Verlauf der letzten Monate, davon wie sehr mein Kind sich auf die Schule und die Klasse gefreut hatte.
Ein rotes Schaumstoffherz bringe ich aus dem Krankenhaus mit.
Es wird als „Erzählstein“ umgewandelt.
Die Kinder haben Fragen.
Sind traurig.
Wir erinnern uns an lustige Situationen und lachen auch zusammen.
Die Klasse wird eine Flaschenpost mit guten Wünschen für mein Kind gestalten und in die Ruhr geben.
Von der Ruhr in den Rhein und von dort in die Nordsee…
Die Wünsche der Kinder sind überwältigend.
Kraft.
Ein langes Leben.
Dass Gott mein Kind als Orka wieder auf die Welt lässt.
Mit einem gesunden Herzen.
Dass mein Kind als Orka nicht strandet.
Dass sie selbst nach dem eigenen Tod als Delfin zurückkehren und mein Kind im Meer Wiedersehen.
Manche fühlen mein Kind noch.
Es war hier nie weg.
Nie vergessen.
Im Eingangsbereich der Schule steht ein Tisch, gestaltet von der Klasse.
Eine Meereslandschaft.
Muscheln.
Seesterne.
Sand.
Das Bild, das wir am Montag abgegeben haben.
Die ganze Klasse will uns diesen Ort zeigen.
Und so stehen wir alle da.
Es ist besonders.
Diese Kinder sind besonders.
Mein Kind hat die besten Freunde, die sich ein Kind wünschen kann.
Freunde für’s Leben.
Und darüber hinaus.