Zwischen Kunst und Krankenhaus

Ich sitze im Elternhaus, es ist früh.
Ich trinke einen Kaffee in der Gemeinschaftsküche.
Ich schaue aus dem Fenster.
Draußen steht ein Paar und fotografiert.
Sie gehen immer weiter um das Gebäude und knipsen. Ich schaue ihnen hinterher. Sie kommen immer näher. Machen weiter Fotos.
Ich weiß, dass die Architektur des Hauses faszinierend ist. Wahrscheinlich hätte ich es als Spaziergänger früher auch fotografiert.
Ich hätte nicht gewusst, wer darin wohnt.

Das Paar steht inzwischen auf der Wiese.
Es ist ein Privatgrundstück.
Jetzt lebe ich hier.
Hier ist mein Zuhause.
Im Sommer war es ganz schlimm.
Etliche Spaziergänger liefen hier herum, knipsten wie Paparazzi, die vor dem Eifelturm oder London Eye stehen. Wenn die großen Balkontüren offen standen, kamen sie nicht selten rein. Setzten sich wie selbstverständlich in die Küche.
Bedienen sich am Kaffeeautomat.
Parken auf dem Parkplatz, der mit Privatgrundstück gekennzeichnet ist.
Gingen nur widerwillig hinaus. Parkten weiterhin auf dem Parkplatz…

Das Paar steht noch immer draußen.
Ich hasse das. Ich bin wütend.
Ich gehe raus und frage freundlich, ob ich ihnen helfen könne?
Sie sagen „nein“, sie wollen nur die Architektur fotografieren.
Ich frage, ob sie wüssten, wofür dieses Haus da sei?
Das wissen sie.
Aha.
Interessant.
Immerhin wirken sie peinlich berührt.
Sie stecken ihre Kamera ein und gehen.
Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde.
Die unwissenden, an der Architektur interessierten Spaziergänger oder die wissenden, nicht weiter darüber nachdenken Spaziergänger,die trotzdem fotografieren.
Und sich auf dem ganzen Gelände aufhalten.
Noch immer ist es Privatgelände.
Ich hasse das.
Ich sitze wie ein Tier im Zoo hinter Glas, im Krankenhaus werden wir beim spazieren nicht fotografiert, aber wie Zootiere begafft.
Das kleine bisschen Privatsphäre, das ich habe,möchte ich mir erhalten.