Was wir daraus machen

Von heute auf morgen verändert sich das ganze Leben.
Das, was man für sich geplant oder gewünscht hat.
Und das, was ich mir für mein Kind gewünscht habe.
Komisch denke ich.
Abitur stand ganz oben.
Abitur, damit man studieren kann und einem die ganze Welt offen steht.
Und heute?
Schule?
Ist auch nur Schule.
Was nützt es, wenn morgen Alles vorbei sein könnte? Natürlich sollen meine Kinder noch immer Abitur machen – Abitur machen können.
Aber nicht mehr um jeden Preis.
Was bedeutet es, wenn einem die Welt offen steht?
Und?
Steht meinem Kind die Welt nicht mehr offen wenn es kein Abitur haben sollte? Mein Kind wird die zweite Klasse schulisch schaffen, obwohl es das Schuljahr über im Krankenhaus verbringen wird. Es ist klever und wissbegierig.
Und wenn es doch anders kommen sollte, dann eben nicht.
Davon geht unsere Welt nicht unter.
Meine auch nicht.
Ich bin grundsätzlich streng, wenn es um das Thema Schule geht.
Aber mit meinem Erleben hier, hat sich meine Einstellung relativiert.

Leben soll mein Kind.
Und so lange es geht, glücklich und fröhlich dabei sein.
Wenig Zeit in Krankenhäusern verbringen.
Viel Zeit unbeschwert mit der Familie und Freunden verbringen dürfen.
Träume und Pläne in die Tat umsetzen können.

Mein Kind hat mich gefragt:
„Mama, wenn ich mal hier raus bin, dann muss ich doch nie mehr so lange in einem Krankenhaus sein, oder?“
Ich weiß es nicht.
Ich hoffe nicht.
„Engel“, sage ich, „wenn wir hier raus sind werden wir wohl nie mehr so lange am Stück im Krankenhaus sein.“
Das „wohl“ im Satz habe ich halb genuschelt.
Ich hasse Lügen.

Ich bin demütig geworden, seitdem wir hier sind. Weiß die kleinen, selbstverständlichen Dinge mehr zu schätzen.
Jeder Tag hier zählt.
Die Welt wird auf mein Kind warten und sie wird ihm offen stehen.
Leben ist das, was wir daraus machen.