Grenzen

Vor dem Elternhaus stehen einige Spaziergänger.
Ich komme gerade aus der Tür.
Bin auf dem Weg zum Krankenhaus.
„Sagen sie mal. Was ist das für ein Haus?“
Ich erkläre knapp wer hier wohnt und warum.
„Aha, da haben sie es aber schön hier. So groß und mit so viel Grün drumherum. Und so zentral zur Stadt gelegen.“
Ich atme durch.
Bleibe ruhig.
„Da müssen wir aber ein Foto von machen.“
Die Spaziergänger sind sich einig.
Ich bin sprachlos.
Ich atme erneut durch.
Wünsche einen schönen Sonntag.
Verabschiede mich.
Nehme meine feindseligen Gedanken mit.
Laufe zum Krankenhaus.

Im Fernsehen läuft eine Tanzshow.
Mein Kind liebt das.
Auf dem Boden eröffnen wir eine Tanzfläche.
Bei den Breakdance-moves ist die Driveline des Kunstherzens im Weg.
Immer wieder.
Bis mein Kind aufgibt.
Weint.
Bitterlich.
„Alles was ich machen will, kann ich nicht.“
Ich schlucke.
„Alles was andere Kinder machen, kann ich nicht.“
Dicke Tränen kullern über kleine Wangen.
Kleine Kinderaugen schauen verzweifelt und unendlich traurig aus.
„Ich will nach Hause.“

Wir sitzen eine lange Weile gekuschelt auf dem Boden.

Schlimm genug, dass uns Erwachsenen die Grenzen bewusst sind.
Für ein siebenjähriges Kind bricht eine Welt zusammen.
Die mal heile war.
Und die Angst davor, dass es nie mehr gut werden wird kommt meinem Kind immer näher.
Wann?
Wann kommt das Herz?
Kommt es überhaupt noch?

Fragen, die sich ein Kind nicht stellen sollte.
Für mein Kind unumgänglich.
Bald sind es 15 Monate Krankenhaus.

Manchmal weiß ich selbst nicht mehr, wie sich mein Leben „davor“ angefühlt hat.
Und auch ich habe keine Antwort auf die Frage- wann?
Aber es kommt.
Das Beste.