Waffeln und Gips

Es ist ein Tag, so unwirklich wirklich.
Die „Erinnergungs- und Gute Wünsche“ Runde ist stimmig.
Unser kleiner Familienkreis wird ergänzt durch Personal und einer Freundin.
Wir singen und die Pastorin findet passende Worte, eingebettet in eine schöne Geschichte.
Wir bilden einen Kreis und jeder erzählt von seinem schönsten Moment mit meinem Kind.
Es ist traurig und auch lustig.
So wie das Leben eben ist.
Es ist Alles dabei.
Danke.
Danke, an die Pastorin.
Danke dir, Petra.
Danke, an das wunderbare Personal.
Danke, an meine wundervolle Familie.
Ohne euch?
Keinen Tag.
Gegen Mittag wird die Dialyse beendet.
Jetzt beginnt das Warten.
Oder das Auskosten der letzten, wertvollen Momente.
Jetzt ist auch die beste Zeit zum Waffeln backen.
Die Oberärztin hat dies schon lange vor, aber die Haustechnik braucht lange, um das Eisen zu genehmigen.
Scheiß drauf.
Uns schmeißen sie nicht raus.
Und mein Kind liebt Waffeln.
Mein Partner backt die allerbesten Waffeln und so steht er nachmittags in der Mitarbeiterteeküche und backt.
Es duftet herrlich.
Die Zimmertür steht offen und wir riechen den leckeren Duft bis hierher.
Abends besorgt die Oberärztin noch Gips und wir basteln Fußabdrücke.
Ein guter Tag neigt sich dem Ende.
Mein Kind schläft neben uns.
Mein Partner und ich bleiben heute Nacht hier.
Die Atmung ist schnell.
Die Temperatur steigt.
Und dennoch liegt mein Kind entspannt neben uns.
Die Schmetterlinge leuchten erneut.
Es ist unvorstellbar, dass wir hier sind, weil unser Kind bald sterben wird.
Unwirklich.
Und doch so wirklich.